Gesichtserkennung: Wie sie funktioniert und wie man sie stoppen kann.

Gesichtserkennung ist eine Bedrohung für Privatsphäre und Freiheit, aber wir können sie stoppen!

2021-05-07
Gesichtserkennungssysteme nutzen Ihre Online-Bilder zu Trainingszwecken. Diese KI-Systeme sind viel mächtiger als das, was sich Überwachungs-Dystopiker wie Orwell in ihren schlimmsten Albträumen ausgemalt haben könnten. Zum Glück gibt es jetzt neue Tools, die Ihnen helfen, die Gesichtserkennung zu stoppen.

Gesichtserkennung

Seit dem Clearview-Skandal weiß jeder um die Gefahren der Gesichtserkennung. Doch Gesichtserkennungssysteme können viel mehr als nur Personen über Überwachungskameras zu identifizieren. Diese KI-Systeme werden heute in vielen Anwendungen eingesetzt, einige zu Überwachungszwecken, andere aber auch zur Sicherung von Smartphones oder Türschlössern. Dieser Beitrag untersucht:

  1. Was ist Gesichtserkennung?

  2. Wie funktioniert die Gesichtserkennung?

  3. Wie genau ist die Gesichtserkennung?

  4. Ist Gesichtserkennung ein Überwachungswerkzeug?

  5. Wie kann man Gesichtserkennung stoppen?

1. Was ist Gesichtserkennung?

Gesichtserkennung ist eine Technologie, die eine Person anhand ihres Gesichts identifizieren kann. Die Gesichtserkennung kann durch den Vergleich der Person mit einem einzigen Bild dieser Person oder mit einer Datenbank von Bildern einer Reihe von Personen erfolgen.

Was ist Gesichtserkennung?

Technisch gesehen, ermittelt und vergleicht das Gesichtserkennungssystem Gesichtsmerkmale, um eine Person anhand eines Bildes zu identifizieren. Da die computergestützte Gesichtserkennung die Messung der physiologischen Merkmale eines Menschen beinhaltet, werden Gesichtserkennungssysteme als Biometrie kategorisiert, ähnlich wie die Iris- oder Fingerabdruckerkennung. Obwohl die Genauigkeit von Gesichtserkennungssystemen als biometrische Technologie geringer ist als die der beiden anderen, wird sie aufgrund ihrer einfachen Handhabung, insbesondere mit Hilfe von Kameraüberwachung, weit verbreitet.

Gesichtserkennungssysteme sind in kürzester Zeit üblich geworden, um z. B. Smartphones, Apps oder sogar Türen zu entsperren. Gesichtserkennungssysteme werden auch von Strafverfolgungsbehörden eingesetzt, um Personen auf einer Überwachungsliste aufzuspüren. In China wird die Gesichtserkennung bereits zur Überwachung eingesetzt und auch in den USA wurde sie genutzt, um Personen aufzuspüren, die sich für freie Meinungsäußerung einsetzen.

2. Wie funktioniert die Gesichtserkennung?

Die automatisierte Gesichtserkennung wird von einem Computer verarbeitet, der die Merkmale eines Gesichts mit einem oder mehreren in einer Datenbank gespeicherten Gesichtsbildern vergleicht.

Das System verwendet Computeralgorithmen, um charakteristische Details des Gesichts einer Person herauszufinden, wie z. B. den Abstand zwischen den Augen oder die Form des Kinns. Diese werden dann in eine mathematische Darstellung umgewandelt und mit Daten über andere Gesichter verglichen, die in einer Gesichtserkennungsdatenbank gesammelt wurden. Die Daten über ein bestimmtes Gesicht werden als Gesichtsvorlage bezeichnet und unterscheiden sich von einem Foto, da sie nur bestimmte Details enthalten, anhand derer sich ein Gesicht von einem anderen unterscheiden lässt.

Um eine Übereinstimmung zu finden, unternimmt das System folgende Schritte.

  1. Es erkennt das Gesicht in einem Bild,
  2. Es analysiert das erkannte Gesicht,
  3. Es wandelt das Bild in eine mathematische Repräsentation um,
  4. Es gleicht schließlich diese Darstellung mit anderen in einer Datenbank ab.

Auf diese Weise kann das Gesichtserkennungssystem Sie als den wahren Besitzer Ihres iPhones identifizieren oder Ihre Haustür für Sie aufschließen. Für diese Anwendungsfälle ist die Gesichtserkennung nicht auf eine riesige Datenbank mit Fotos angewiesen - sie identifiziert und erkennt einfach eine Person als den Besitzer des Geräts und schränkt den Zugang für andere ein.

Alternativ, und so zeigt der Clearview-Skandal die potenziellen Gefahren der Gesichtserkennung, kann das Gesichtserkennungssystem eine Datenbank von Bildern nutzen, sogar von Bildern, die in sozialen Medien hochgeladen wurden, um sie mit Bildern zu vergleichen, die von einer speziellen Überwachungskamera aufgenommen wurden, um Personen auf einer Überwachungsliste zu finden. Die besagten Personen müssen keine Kriminellen sein, die Behörden oder Unternehmen, die die Überwachungslisten verwalten, können definieren, wer auf dieser Liste stehen soll und wer ins Visier genommen werden soll.

Anstatt eine Person zu identifizieren, sind einige Gesichtserkennungssysteme darauf ausgelegt, einen Wahrscheinlichkeitswert zu berechnen, der angibt, wie wahrscheinlich eine unbekannte Person mit einem bestimmten in der Datenbank gespeicherten Gesicht übereinstimmt. Solche Systeme listen in der Regel mehrere potenzielle Übereinstimmungen auf, die in der Reihenfolge ihrer Wahrscheinlichkeit geordnet sind.

3. Wie genau ist die Gesichtserkennung?

Befürworter der Gesichtserkennung argumentieren oft, dass diese KI-Technologie notwendig ist, um die Gesellschaft vor den größten Risiken, wie z. B. Terroranschlägen und Menschenhandel, zu schützen. Ungeachtet solcher Behauptungen wird die Gesichtserkennung heute meist für Bagatelldelikte wie Ladendiebstahl oder den Verkauf von Drogen im Wert von 50 Dollar eingesetzt.

Der Einsatz von Gesichtserkennung - insbesondere bei der Strafverfolgung - ist stark in die Kritik geraten, da die Methode fehleranfällig ist.

Fehler bei der Gesichtserkennung können "falsch-negative" oder "falsch-positive" sein, wie von der EFF erklärt:

"Ein 'falsches Negativ' ist, wenn das Gesichtserkennungssystem keine Übereinstimmung für das Gesicht einer Person findet, obwohl das passende Bild in einer Datenbank enthalten ist. Mit anderen Worten, das System liefert fälschlicherweise null Ergebnisse als Antwort auf eine Abfrage."

"Ein 'falsches Positiv' liegt vor, wenn das Gesichtserkennungssystem zwar das Gesicht einer Person mit einem Bild in einer Datenbank abgleicht, diese Übereinstimmung aber tatsächlich falsch ist. Dies ist der Fall, wenn ein Polizeibeamter ein Bild von 'Joe' einreicht, aber das System dem Beamten fälschlicherweise sagt, dass das Foto von 'Jack' ist."

Bei einem Test von Amazons Gesichtserkennungssoftware im Jahr 2018 identifizierte das Tool beispielsweise 28 Mitglieder des Kongresses fälschlicherweise als Personen, die wegen eines Verbrechens verhaftet worden waren.

Während die KI-Systeme mit der Zeit besser werden, bleibt der Einsatz von Gesichtserkennung an sich problematisch.

4. Ist die Gesichtserkennung ein Überwachungswerkzeug?

Die Gesichtserkennung ist nicht nur ein Überwachungswerkzeug, sondern ermöglicht die totale und vollständige Überwachung von jedermann an jedem Ort.

Während Befürworter der Technologie argumentieren, dass es darauf ankommt, wie Unternehmen und Behörden die Technologie einsetzen, sind die möglichen Formen des Missbrauchs grenzenlos.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich eine Welt vorzustellen, in der an jeder Ecke Kameras angebracht sind, die jede unserer Bewegungen verfolgen und unsere Gesichter in Echtzeit mit einer Datenbank abgleichen, um jederzeit zu wissen, wer sich wo aufhält. In einer solchen Welt gibt es kein Recht auf Privatsphäre mehr und die Massenüberwachung im öffentlichen Raum ist total.

China ist eines der besten - oder sollte ich sagen schlimmsten - Beispiele, wenn es um Gesichtserkennung und Massenüberwachung geht. Ein Datenbankleck eines chinesischen Gesichtserkennungsunternehmens zeigt das schiere Ausmaß der Überwachung: Allein innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 6,8 Millionen Standorte protokolliert", um die Bewegungen von Menschen auf der Basis von Echtzeit-Gesichtserkennung zu verfolgen.

In China ist das Bild eines jeden der 1,4 Milliarden Bürger in der Gesichtserkennungsdatenbank enthalten. Es gibt hunderte von Millionen Überwachungskameras in China, und die Zahl wächst weiter - um Chinas dytopischen Überwachungs-Traum zu verwirklichen.

5. Wie man die Gesichtserkennung stoppt

Die Gesichtserkennung ist eine der gefährlichsten Überwachungstechnologien. Daher müssen wir die Gesichtserkennung verbieten, um die Privatsphäre zu schützen.

Glücklicherweise haben Sie heute mehrere Möglichkeiten, sich gegen Gesichtserkennung zu wehren.

Sie können bspw. keine persönlichen Bilder im Internet hochladen. Wenn es keine Bilder von Ihnen gibt, die abgegriffen werden können, existiert auch keine Datenbank, der die Überwachungskameras Ihr Gesicht zuordnen können. Das Problem, das uns der Clearview-Skandal gezeigt hat, ist jedoch: Bilder von Milliarden von Menschen sind bereits online auf Social-Media-Seiten gepostet, und Unternehmen können diese Bilder zusammen mit Name-Tags speichern, um eine Datenbank zu erstellen.

Hinzu kommt, dass manche Menschen Bilder auf Webseiten oder in sozialen Medien hochladen wollen, weil es Teil ihres sozialen Lebens ist. Forscher haben nun eine gute Möglichkeit gefunden, dies zu tun und trotzdem die Algorithmen der Gesichtserkennung zu täuschen.

Fawkes

Fawkes ist ein Tool, das ein Gesichtserkennungssystem darauf trainiert, etwas Falsches über Sie zu lernen, indem es Ihre Bilder vor dem Hochladen ins Web leicht verändert. Auf diese Weise kann die KI die hochgeladenen Bilder nicht mehr mit Ihrem echten Gesicht abgleichen. Beim erneuten Testen der Fawkes-Software nach einigen Monaten erkannten die Forscher jedoch, dass der Gesichtserkennungsdienst von Microsoft Azure durch einige ihrer Bilder nicht mehr getäuscht wurde. Der Gesichtserkennungssoftware einen Schritt voraus zu sein, ist ein Katz-und-Maus-Spiel und wird es auch bleiben, da sich beide Technologien stetig verbessern werden.

Sie können Fawkes hier herunterladen

LowKey

Ein weiteres vielversprechendes Forschungsprojekt ist LowKey. Diese Software verwandelt Bilder in nicht erlernbare Beispiele. Wenn also eine KI eine Gesichtserkennungssuche durchführt, ignoriert die Gesichtserkennungssoftware Ihre Bilder oder Selfies, die mit LowKey verändert worden sind, komplett. Das Tool sorgt dafür, dass die KI-Software nichts über Sie lernt, so dass sie keine Datenbank hat, der sie Ihr Gesicht zuordnen kann.

Sie können LowKey hier herunterladen.

Werden Sie aktiv

Sich mit Technologie gegen eine andere Technologie zu wehren, ist eine gute Möglichkeit, unsere Privatsphäre zu schützen. Wir von Tutanota zum Beispiel kämpfen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gegen Massenüberwachung, und das mit Erfolg.

Als Bürger demokratischer Länder müssen wir aber immer auch darauf achten, dass unser Recht auf Privatsphäre in der Politik selbst beachtet und verteidigt wird.

Sie können sich dem politischen Kampf für den Erhalt unserer Privatsphäre anschließen und diese EU-Petition unterschreiben.